Jonas, 25. SSW, Gewicht 810g, Größe 34 cm 

Januar, 2002

Mit 24 Jahren wurde ich schwanger und meine Schwangerschaft verlief auch bis zur 26. Woche ohne Probleme. Mir ging es während der ganzen Zeit gut und auch das Kind entwickelte sich normal. Wir hatten keinen Grund anzunehmen, daß es Probleme geben könnte.
Wir verbrachten ein Wochenende mit einer Gruppe von Kindern auf einem Turnfest und hatten viel Spaß. Und mir ging es wirklich sehr gut.
Sonntagsabends bemerkt ich, daß sich mein Kind weniger bewegte. Doch ich schob es erst einmal auf die Anstrengung des Wochenendes. Montagmorgens ging ich dann zu meiner Ärztin, da ich doch ein ungutes Gefühl hatte. Bei einem Ultraschall stellte sie fest, daß weniger Fruchtwasser vorhanden war und schickte mich daraufhin ins Stadtkrankenhaus Worms.
Um diesen Fruchtwasserrückgang zu untersuchen musste ich zur Kontrolle drei Tage ins Krankenhaus.
Ich packte in Ruhe ein paar Sachen ein.
Doch beim Packen bekam ich leichte Bauchschmerzen. Ich schob dies zuerst nur darauf, dass ich nichts gegessen hatte. Erst auf dem Weg ins Krankenhaus, als die Schmerzen regelmäßig und sehr heftig wurden, bekam ich Angst.
Die Ärztin die mich untersuchte stellte sofort fest, daß ich schon Fruchtwasser verloren hatte und spätestens in 48 Stunden wollten sie mein Kind holen, bis dahin bekam ich ein Mittel, daß die Lungenreife meines Kindes fördern sollte.
Mein Mann kam sofort ins Krankenhaus und ich bekam noch Wehenhemmer. Leider kamen die Wehen immer schneller, statt langsamer.
Nur 4 Stunden später (nicht genügend Zeit für die Wirkung des Lungenreifungsmittel) mußten sie mein Kind mit Kaiserschnitt holen.
Ich war gerade Ende 25. Woche. Jonas wog 810g und war 34 cm groß. Er lag im Inkubator, war intubiert und bekam Antibiotika.
Mein Mann durfte ihn sofort einmal sehen und brachte mir ein Bild von ihm mit.
Wir waren völlig aus der Bahn geworfen. Wir wußten nicht, ob wir uns freuen oder ob wir traurig sein sollten. Wir hatten noch nicht einmal einen Namen für den Kleinen.
Als ich ihn am nächsten Tag sehen konnte, konnte ich es kaum fassen, denn obwohl er so klein und dünn war erkannte ich einen fertigen Menschen und ich muss sagen, ich dachte von diesem Moment an nur noch, daß er es schaffen kann.
Wir versuchten alles zu machen, um ihm und uns zu helfen. Ich pumpte Milch ab und mit dem Gedanken, Jonas zu helfen, klappte das auch wunderbar. Wir besprachen Tonbänder mit Geschichten, um sie mit einem Walkman im Inkubator abzuspielen und kauften eine Spieluhr.
Nach nur drei Tagen wurde er extubiert und jeder sagte uns wie gut er es macht.
Doch am neunten Tag, einen Tag vor meiner Entlassung mussten sie ihn wieder intubieren. Ich glaube in der ganzen Zeit war dies für mich der schlimmste, aber auch ein lehrreicher Tag, denn wir waren uns zu sicher und es ging zu schnell zu gut.
Von nun an freuten wir uns über Kleinigkeiten und nahmen auch Rückschläge hin.
Für uns galt jetzt nur noch ihm zu helfen und sooft es ging bei ihm zu sein.
Da ich noch studierte konnte ich für ein halbes Jahr mein Studium unterbrechen und mich ganz Jonas widmen.
Ich fuhr jeden Morgen 3 Stunden und mittags oft auch noch einmal 3 Stunden zu Jonas. Abends nach dem Arbeiten kam mein Mann zu ihm und auch die Wochenenden verbrachten wir zu großen Teilen im Krankenhaus.
Doch um nicht unsere Beziehung zu gefährden nutzten wir nun auch die Abende, da wir wußten, daß unser Sohn die besten Babysitter hat , für uns.
Nach einiger Zeit wußten wir nicht mehr, was wir Jonas erzählen sollten und nur dastehen und die Hand hallten wurde auch zu viel. Also kramte ich alte Kinderbücher aus. In den drei Monaten Krankenhaus lasen wir Jonas Märchen, Mio, mein Mio, der kleine Mann, Ronja, Räubertochter und manchmal auch einfach nur aus der Zeitung vor.
Wir hatten Glück, Jonas ging es immer besser. Er atmete selbst. Die Alarme gingen von 30 in der Stunde auf 30 am Tag zurück und wir lernten auch ihn zu animieren wieder weiter zu atmen und sein Gewicht nahm von 640 (nach dem ersten Abnehmen) immer mehr zu.
Dann nach 24 Tagen und mit mittlerweile wieder 840 g und einer guten Sauerstoffsättigung durften wir mit ihm `Kangeroon´. Und wir genossen auch diese Zeit sooft wir konnten und natürlich auch durften.
Je länger wir im Krankenhaus waren, um so mehr bekamen wir auch vom Alltag der Ärzte und Schwestern mit und mit der Zeit erkannten wir auch, dass Gefühlsschwankungen, die wir auch manchmal uns gegenüber ungerechtfertigt fanden, einfach nur menschliche Reaktionen waren.
So bemühten wir uns den Alltag der Schwestern nicht zu sehr zu stören und ihnen vielleicht auch bei manchen Dingen zu helfen. Für uns entwickelte sich das Kinderkrankenhaus wirklich zu einem Ort, der unserem Sohn das Leben gerettet hatte und uns und ihm fast eine Art Geborgenheit gab.
Nach fast drei Monaten hatten wir es geschafft, Jonas trank sogar etwas ( nur mit Stillhütchen) an meiner Brust und ich entschloss mich für 2 Tage ins Krankenhaus zu gehen und zu sehen, ob wir mit dem Kleinen auch alleine klar kommen. Jonas bekam einen Monitor, den er auch für das nächste ¾ Jahr behalten sollte. 
Die Tage im Krankenhaus vergingen gut und gaben uns nochmals Sicherheit und auch die Monate davor waren ja eine gute Übung. Wir konnten unser Kind perfekt baden, Fieber messen und wiegen.
Also kam er auf den Tag genau nach 3 Monaten mit 2350 g nach Hause.

Heute ist Jonas 2 ½ Jahre alt und hat, bis auf seine Grösse, nichts mehr gegenüber anderen ´normalgeborenen´ Kindern aufzuholen.
Die Zeit im Krankenhaus war zwar sehr schwer für uns alle, aber sie hat uns auch viel gebracht. 
Die Beziehung zu unserem Kind war für meinen Mann und mich schon viel früher viel intensiver als bei `Normelgebärenden´. Wir nehmen es heute nicht mehr als selbstverständlich hin, dass unser Kind gesund ist und wir wissen, dass wir immer wieder nur in einer Klinik mit Kinderklinik entbinden würden.
Durch den Aufenthalt in der Klinik haben wir auch Kontakt zu anderen Familien mit Frühgeborenen bekommen und so auch neue Freunde gefunden. Wir unternehmen viel gemeinsam und unsere Kinder, die schon im Krankenhaus zusammen lagen, spielen und toben gemeinsam herum. 
Und manchmal besuchen wir auch zusammen die Frühgeborenenstation in Worms.Ein Text! Sie können ihn mit Inhalt füllen, verschieben, kopieren oder löschen.

 

 

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